Der Mutter Leid

Der Mutter Leid

„Was weinst Du so verlassen
Und birgst Dein schweres Haupt?
Der Pfingst zieht durch die Gassen,
Vom Maibusch grün umlaubt.
Hörst nicht das Lacben klingen?
Ein Tanzen giebt’s und Springen —
Komm, sei noch einmal jung!“

Muss ja mein Mägdlein meiden.
Den herzgeliebten Hort,
Mein Glück und Trost im Leiden,
Mein Röslein ist verdorrt.
Das leuchtete und glühte,
Das lächelte und blühte —
Nun treibt’s der Wind im Staub.

Aus meinen Gedichten, Zürich, Leipzig, Berlin 1902, S. 8. Online