Die Gattin

1888

Die Gattin

Vöglein, Vöglein!
Pfeifft dein Liedchen gesund
Aus voller Kehle,
Glückliches Vöglein!
Nun gab mir Gott den blassen Mann,
Nun siecht auch Leib und Seele.
O Wilhelm!
Wie welk mein Gesicht!
Fiebernde Glut!
Das ist das Gift in meinem Blut.
Leis im Leibe quillt es schon –
Wie wird mir? Wo bist Du, Gott?
Erbarmen mir
Und meinem unglücksel’gen Sohn!

1890

Die Gattin

Vöglein, Vöglein!
Pfeifft dein Liedchen gesund
Aus voller Kehle,
Glückliches Vögelein!
Nun gab mir Gott den blassen Mann,
Nun siecht auch Leib und Seele.
O Wilhelm!
Wie welk mein Gesicht!
Fiebernde Glut!
Das ist das Gift in meinem Blut.
Leis im Leibe quillt es schon –
Wie wird mir? Wo bist du, Gott?
Erbarmen mir
Und meinem unglücksel’gen Sohn!

Amselrufe. Neue Strophen, Zürich 1888, S. 7. Online
Amselrufe, Zürich 1890, S. 7. Online