Frühling

Frühling

O reiner Himmel mit blauem Schein!
O Sonnenstunde, o Wonnetag!
Euch jauchz‘ ich in’s lachende Auge hinein,
Was meine Seele nur jauchzen mag.

Du linder Lenzwind, streiche mir sacht
Mit weichem Wehen die Locken zurück!
Du brachst der brummigen Winternacht
Mit einem Hauche das Eisgenick.

Du Sänger im Strauche mit schmetterndem Schlag,
Inbrünstig flötende Kreatur!
Nun pfeifen wir beide den lieben Tag
Und pfeifen und flöten und schmettern nur:

Wie der Aether blaut, wie der Segen thaut,
Wie die Kätzchen baumeln, juchhei!
Wie der Schatz dem Schätzchen am Lätzchen traut,
Wie sie zittern! — Tandaradei!

Diorama, Zürich 1890, S. 152. Online