Hölderlin

1885

Der Frühling leuchtet blüthenreich,
Die Glocken tönen schwellend weich,
Ein frischer Maienmorgenhauch
Küßt sehnend den Syringenstrauch.

Des Geistes Flur steht blüthenleer,
Die arme Seele tönt nicht mehr,
Der Lebenshauch, der mich umfangen,
Ist – dreimal wehe mir! – vergangen!

1898

Der Frühling leuchtet blüthenreich,
Die Glocken tönen schwellend weich,
Ein frischer Maienmorgenhauch
Küßt sehnend den Syringenstrauch.

Des Geistes Flur steht blüthenleer,
Die arme Seele tönt nicht mehr,
Der Lebenshauch, der mich umfangen,
Ist – dreimal wehe mir! – vergangen.

1921

Der Frühling leuchtet blütenreich,
Die Glocken tönen schwellend weich.

Ein frischer Maienmorgenhauch
Küßt sehnend den Syringenstrauch.

Des Geistes Flur steht blütenleer,
Die arme Seele tönt nicht mehr,

Der Lebenshauch, der mich umfangen,
Ist – dreimal wehe mir! – vergangen

Poetisches Skizzenbuch, Minden i. Westf. 1885, S. 98. Online
Gedichte, Zürich und Leipzig 1898, S. 36-37. Online
Gesammelte Werke. Dritter Band: Buch der Kunst, München 1921, S. 45.