Materialismus

Materialismus

Ich weiß, daß niemals Lust der rohern Sinne
Den Menschen edel, gut nnd hülfreich macht,
Ich weiß, der „Triebsand“ rieselt in die Rinne
Der ekelhaften Rüsselniedertracht.

Wem Sauftopf nnd Abdomen Hostien Misti,
Wem Sprit und Drüse Heil’ge der Natur,
Er ist ein wüst’rer Narr denn Jesu Christi
Heuschrecklichste Entsagungskreatur.

Nur sind wir Stoff. Vom groben Sacktuchleinen
Zum zarten Spitzentuche steigt der Werth.
Mein Evangelium ruft nicht dem Gemeinen,
Dem Höchsten schwing‘ ich meines Liedes Schwert.

O Thoren ihr! Der „Triebflur“ vollste Blüthe
Ist eines Denkers Geistesklanggestalt.
Der Dichter liebt den Allgott im Gemüthe,
Prinz Weichhirn liebt nur, wenn er „Hymen knallt“.

Diorama, Zürich 1890, S. 227-228. Online