Stiller Festzug

1898

Stiller Festzug

Leise mit heiter-hoher Geberde
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
Geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
Kühnheitathmend, den Blumenpfad;
Triumphirende Lebensklänge geleiten
Seine Spur von Gestad zu Gestad.

Komm Geliebte, tritt aus dem Zelte
Uns’rer frohlockenden Liebesrast –
Sieh, wie der Aether rings sich erhellte,
Wie der Himmel die Erde zärtlich umfaßt!

Jene vorüberzieh’nden Gestalten
Stiegen aus zitternden Träumen empor,
Und nun kann unser Auge sie halten,
Bis sich in Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind uns’rer Genien Scharen,
Der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Geberde,
Geht der Festzug über die Welt,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Herde,
Seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

1898

Stiller Festzug

Leise mit heiter-hoher Geberde
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
Geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
Kühnheit athmend, den Blumenpfad,
Triumphirende Lebensklänge geleiten
Seine Spur von Gestad’ zu Gestad’.

Komm’ Geliebte, tritt aus dem Zelte
Uns’rer frohlockenden Liebesrast –
Sieh’, wie der Aether rings sich erhellte,
Wie der Himmel die Erde zärtlich umfasst!

Jene vorüberzieh’nden Gestalten
Stiegen aus zitternden Träumen empor,
Und nun kann unser Auge sie halten,
Bis sich im Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind uns’rer Genien Schaaren,
Der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Geberde,
Geht der Festzug über die Welt,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Heerde,
Seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

1902

Stiller Festzug

(Komponiert von Richard Strauss.)

Leise mit heiter-hoher Geberde
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
Geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
Kühnheitathmend, den Blumenpfad;
Triumphirende Lebensklänge geleiten
Seine Spur von Gestad zu Gestad.

Komm Geliebte, tritt aus dem Zelte
Uns’rer frohlockenden Liebesrast –
Sieh, wie der Aether rings sich erhellte,
Wie der Himmel die Erde zärtlich umfasst!

Jene vorüberzieh’nden Gestalten
Stiegen aus zitternden Träumen empor,
Und nun kann unser Auge sie halten,
Bis sich in Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind uns’rer Genien Scharen,
Der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Geberde,
Geht der Festzug über die Welt,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Herde,
Seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

1903

Stiller Festzug

Leise mit heiter-hoher Geberde
unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
kühnheitathmend, den Blumenpfad;
triumphirende Lebensklänge geleiten
seine Spur von Gestad zu Gestad.

Komm Geliebte, tritt aus dem Zelte
uns’rer frohlockenden Liebesrast –
sieh, wie der Aether rings sich erhellte,
wie der Himmel die Erde zärtlich umfaßt!

Jene vorüberzieh’nden Gestalten
stiegen aus zitternden Träumen empor,
und nun kann unser Auge sie halten,
bis sich in Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind uns’rer Genien Scharen,
der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Geberde,
geht der Festzug über die Welt,
unhörbar, unsichtbar der lärmenden Herde,
seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

1906

Stiller Festzug

Leise mit heiter-hoher Gebärde,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
Geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
Kühnheitatmend, den Blumenpfad;
Triumphierende Lebensklänge geleiten
Seine Spur von Gestad zu Gestad.

Komm Geliebte, tritt aus dem Zelte
Unsrer frohlockenden Liebesrast –
Sieh, wie der Äther rings sich erhellte,
Wie der Himmel die Erde zärtlich umfasst!

Jene vorüberzieh’nden Gestalten
Stiegen aus zitternden Träumen empor,
Und nun kann unser Auge sie halten,
Bis sich in Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind uns’rer Genien Scharen
Der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Gebärde,
Geht der Festzug über die Welt,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Herde,
Seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

1921

Stiller Festzug

Leise mit heiter-hoher Gebärde,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Welt
Geht ein Festzug über die Erde…
Seine Schritte streifen mein stilles Zelt.

Seelenmächtig spür’ ich es schreiten
Kühnheitatmend, den Blumenpfad;
Triumphierende Lebensklänge geleiten
Seine Spur von Gestad zu Gestad.

Komm Geliebte, tritt aus dem Zelte
Unsrer frohlockenden Liebesrast –
Sieh, wie der Äther rings sich erhellte,
Wie der Himmel die Erde zärtlich umfaßt!

Jene vorüberziehnden Gestalten
Stiegen aus zitternden Träumen empor,
Und nun kann unser Auge sie halten,
Bis sich in Goldduft die Ferne verlor.

Will sich der Freien Geschlecht offenbaren?
Deutet des Menschen Erfüllung sich an?
Siehe, das sind unsrer Genien Scharen
Der in Schönheit schaffende Geisterbann!

Leise, mit heiter-hoher Gebärde,
Geht der Festzug über die Welt,
Unhörbar, unsichtbar der lärmenden Herde,
Seine Schritte streifen auch unser verschwiegenes Zelt.

Gedichte, Zürich und Leipzig 1898, S. 455-456. Online
Wiener Rundschau, 1898, S. 470. Online
Aus meinen Gedichten, Zürich, Leipzig, Berlin 1902, S. 71. Online
Mein Liederbuch, Leipzig und Berlin 1903, S. 170. Online
Mein Lied, Berlin 1906, S. 67-68.
Gesammelte Werke. Dritter Band: Buch der Liebe und Natur, München 1921, S. 151-152.