Viadukt

1891

Viadukt

Mit zornig zischendem Gebraus
Jäh schnob’s den hohen Bahndamm her.
Der Schlot warf Wolken weit heraus,
In dunkle Nacht ein dämmernd Meer.
Wildschäumend schleuderte der Zug
Zurück den Qualm, zurück die Qual,
Die Lasten, die er vorwärts trug,
Erschütterten das stille Thal.

Auf einmal athmet der Koloß
Mit siegesstolzer Sicherheit,
Erhaben saust das Riesenroß,
Vom Ueberschuß der Kraft befreit.
Fern glüht der grünen Augen Brand;
Durch fins’trer Tunnel, Rauch und Ruß
Führt nach der Schönheit Sonnenland
Den Zug der Zeit sein Genius.

Um 1912

Viadukt

Mit zornig zischendem Gebraus
Jäh schnob’s den hohen Bahndamm her.
Der Schlot warf Wolken weit heraus,
In dunkle Nacht ein dämmernd Meer.
Wildschäumend schleuderte der Zug
Zurück den Qualm, zurück die Qual,
Die Lasten, die er vorwärts trug,
Erschütterten das stille Tal.

Auf einmal atmet der Koloß
Mit siegesstolzer Sicherheit,
Erhaben saust das Riesenroß,
Vom Überschuß der Kraft befreit.
Fern glüht der grünen Augen Brand;
Durch finsterer Tunnel, Rauch und Ruß
Führt nach der Schönheit Sonnenland
Den Zug der Zeit sein Genius.

Viadukt

Mit zornig zischendem Gebraus
Jäh schnob’s den hohen Bahndamm her.
Der Schlot warf Wolken weit heraus,
In dunkle Nacht ein dämmernd Meer.
Wildschäumend schleuderte der Zug
Zurück den Qualm, zurück die Qual,
Die Lasten, die er vorwärts trug,
Erschütterten das stille Tal.

Auf einmal atmet der Koloß
Mit siegesstolzer Sicherheit,
Erhaben saust das Riesenroß,
Vom Überschuß der Kraft befreit.
Fern glüht der grünen Augen Brand;
Durch finsteren Tunnel, Rauch und Ruß
Führt nach der Schönheit Sonnenland
Den Zug der Zeit sein Genius.

Trutznachtigall, Stuttgart 1891, S. 95. Online
Karl Henckell. Hundert Gedichte, Leipzig um 1912, S. 86-87.
Gesammelte Werke. Zweiter Band: Buch des Kampfes, München 1921, S. 158.