Vielliebchen

Vielliebchen

Schweigend in dem Schwarm der Schreier,
Schneebleich in der „Blauen Fahne“
Mit dem schwarzen Trauerschleier
Sitzt die schöne Kurtisane.

Leicht den Schleier von den Lippen
Schiebt die feierliche Schöne,
Vielgeliebte Lippen nippen
Bockbier beim Musikgedröhne.

Zu des Walzers wilden Takten
Zucken zarte, kleine Füße,
Auf die feinen, florbeflaggten
Wangen perlt des Lächelns Süße.

Aber schnell in ihre Grübchen
Scheucht sie die Verräter wieder,
Ernsthaft, ernsthaft senkt Vielliebchen
Jüngferlich die Augenlider…

Gesammelte Werke. Erster Band: Buch des Lebens, München 1921, S. 33-34.