Zwischen Wiesen…

1888

Zwischen Wiesen…

Zwischen Wiesen bin ich geschritten
Durch das gräserduftige Thal,
Meiner Seele Bürden glitten
Langsam nieder im Sonnenstrahl.

Zu der leuchtenden Kuppel droben
Hab‘ ich den geblendeten Blick
Einmal qualenfrei erhoben,
Wandelnd über meinem Geschick.

Denn nur Pein ist all das Mühen
In der jochgefesselten Welt,
Deine Glut mußt du versprühen,
Daß ein Schubiak Recht behält…

Sanft geglättet ruht der Wille
Ohne Wirbel, Sprung und Fall,
Lässig lausche ich der Grille —
Schweigt des Lebens Wiederhall.

Zwischen dem krabbelnden Gewürme,
Unter dem schattigen Birnenbaum —
Ach, ihr Leidenschaften und Stürme
Seid im säuselnden Wind ein Traum.

1890

Zwischen Wiesen…

Zwischen Wiesen bin ich geschritten
Durch das gräserduftige Thal,
Meiner Seele Bürden glitten
Langsam nieder im Sonnenstrahl.

Zu der leuchtenden Kuppel droben
Hab‘ ich den geblendeten Blick
Einmal qualenfrei erhoben,
Wandelnd über meinem Geschick.

Denn nur Pein ist all das Mühen
In der jochgefesselten Welt,
Deine Glut mußt du versprühen,
Daß ein Schubiak Recht behält…

Sanft geglättet ruht der Wille
Sonder Wirbel, Sprung und Fall,
Lässig lausch‘ ich leiser Grille —
Schweigt des Lebens Wiederhall.

Zwischen dem krabbelnden Gewürme,
Unter dem schattigen Birnenbaum —
Ach, ihr Leidenschaften und Stürme
Seid im säuselnden Wind ein Traum

Amselrufe. Neue Strophen, Zürich 1888. S. 9. Online
Amselrufe, Zürich 1890, S. 9. Online